Donnerstag, 6. Februar 2025

11: Hatschi-Brunch

Zum Frühstück gab es Aufbackbrötchen, Laugenbrötchen, Körnerbrötchen, helle Brötchen, dunkle Brötchen, Walnussbrötchen, Kartoffelbrötchen, Sesambrötchen, Haferbrötchen, Pizzabrötchen, Milchbrötchen, Schokobrötchen, Rosinenbrötchen, Chiabatta, Baguette, Weltmeisterbrot, Bergbauernbrot, Kräuterbaguette, Schwarzbrot, Weißbrot, Vollkornbrot, Croissants, normale Hörnchen, Nougathörnchen, Butterhörnchen, Erdbeer-, Himbeer-, Heidelbeer-, Orangen- und Sauerkirschmarmelade, Apfelsaft, Maracujasaft, Pfirsichnektar, Birnensaft, Bananenmilchshake, Blaubeersaft, Multisaft, O-Saft, kalten und warmen Kakao, Babychino, Capo Chino, Chai Latte, Milchkaffee, Macchiato, Pfefferminztee, Erdbeertee, Früchtetee, Ingwertee, Süßholztee, Chai, Zitronentee, Eistee, Rooiboschtee, Haferflocken, Cornflakes, Haferpops, Schoko-Müsli, süße Getränke, Limo und Wasser mit- und ohne Kohlensäure. Außerdem gab es allerlei Käsesorten, Butter, Margerine, Wurst, Leberwurst, Quark, Frischkäse, Salami und Schinken.
Nella saß zwischen Stanisław und Amy, die ihr von ihrem chinesischen Essen etwas abgab. Neben Amy saß Eka und neben ihr Waldo.
>>Ey, Eka! Malwin sitzt neben mir!<<, flüsterte Waldo Eka ins Ohr.
>>Ist das besonders? Neben wem sitz er sonst immer?<<, raunte Eka.
>>Natürlich ist das besonders! Er hat sich offenbar gebessert!<<
>>Woran erkennst du das?<<
>>Na, er sieht nicht mehr so böse aus! Er ist halt besser geworden!<<
>>Stimmt, er isst mit Messer und Gabel! Vorher hat er immer nur mit dem Messer gegessen!<<
>>Stimmt. Oho. Er sollte das gefälligst immer so machen.<<
Nella freute sich. Malwin hatte sich offenbar tatsächlich gebessert!
Nella hatte keinen Hunger mehr. Sie schob ihren Teller weg. Warum hatte sie nur keinen Hunger mehr? Amys Sachen waren doch total lecker! Na, egal, dann hatte sie eben keinen Hunger. Nella sah sich um.
Carla stach heute besonders aus der Gesellschaft heraus. >>Leute, heute ist für mich ein großer Tag!<<, verkündete diese gerade. Sie glättete ihre neonorangene Glitzerjacke. Dann fuhr sie fort: >>Heute mache ich ein großes Experiment. Ich vermische eine Zwei-Liter-Flasche Cola mit einer Zwei-Liter-Kanne Kaffee und trinke die beiden aus. In einem Zug. Wer es mir nicht glaubt, muss es selber testen.<<
>>Cool!<<, rief Ling. >>Ich mach' dich nach!<< Sie vermischte ihren Pfirsichnektar mit Kaffee. >>Bäh!<<, sagte sie, als sie einen Schluck getrunken hatte. >>Das ist voll ekelhaft!<<
Carla hatte ihr Experiment inzwischen begonnen. All ihre Freundinnen sahen gebannt zu. Als sie die 4 Liter in sich hineingesogen hatte, schrie sie: >>Aaaaaahhhh! Ich mach' das nie wieder! Ist aber voll cool!<< Carla rannte zum Klo. >>Ich übergeb' mich gleich!<<
Ora-Magnolia folgte ihr und filmte sie. >>Super, Carla! Ich poste das auf deinem Kanal! Ich hab dich heute von Anfang an gefilmt, weil ich wusste, dass du heute was krasses machen würdest! Deine Follower werden das echt super finden!<<

>>Also ich finde das nicht so super<<, kommentierte Nella. Sie verzog die Mundwinkel.
Plötzlich kam ein lautes, blubberndes, ekliges Geräusch aus der Toilette. >>Wooooaaaahhhh! Hilfe!<<, dröhnte Carlas Stimme aus dem Klo.
>>Hast du dich übergeben? Alles gut, Carla?<<, schrie Roxana.
>>Ja, ich hab gekotzt!<<, gluggerte Carla. >>Ich hatte dann voll viel Kotze am Mund und wollte die abwaschen, aber dann ist noch mal 'ne Ladung runtergekommen und ich hab mich voll verschluckt!<<
>>Iiiiiiiiiih! Caaaaarlaaaa!<<, kreischte Roxana.
Stanisław schaute Gül kopfschüttelnd an. >>Die sind nicht ganz klar im Kopf, findest du auch?<<, sagte er.
>>Ich glaube, ganz klar im Kopf sind die schon. Aber die sind nicht ganz normal<<, meinte Gül.
Als Carla wieder am Tisch saß, hatte sie nicht mehr ihre neonorangene Glitzerjacke an.
>>Was ist mit deiner teuren 1-A-Jacke passiert?<<, fragte Ahuva, während sie ihre Cola schlürfte.
>>Pack' die Cola weg! Ich kann Cola nicht mehr riechen! Meine Jacke hab ich ins Klo geworfen! Die hat mich total behindert! Außerdem war die eh schon vollgekotzt!<< Carla strich sich jetzt anstatt ihrer Glitzerjacke ein einfaches, glattes T-Shirt glatt. Ora-Magnolia filmte immer noch alles.
>>Sind meine Haare schmutzig?<<, fragte Carla.
>>Nö. Sie sind noch dunkelbraun und lockig, also normal<<, sagte Ora-Magnolia.
>>Nein, ich meinte: Haben die auch Kotze abbekommen?<<
>>Glaube nicht. Siehst du da was, Thilo?<< Ora-Magnolia schaute zu Thilo.
Thilo schüttelte den Kopf.
Carla band sich einen Zopf. Ein paar Strähnen ließ sie jedoch eitel heraushängen. Dann ging sie mit Ahuvas Cola zur Toilette, um sie ins Klo zu schütten.
>>Du kannst ja statt Cola mal Pfirsichnektar trinken<<, sagte Ling zu Ahuva. >>Auch voll gut.<<
>>Okay, ich werd's mal probieren. Aber ich bestehe drauf: Cola ist trotzdem besser.<<
>>Carla hält die Cola jetzt aber nicht mehr aus.<<
Carla kam gerade vom Klo zurück und setzte sich auf ihren Stuhl. Sie winkte Ora-Magnolia näher an sich heran. Sie lächelte in die Kamera und winkte. >>Okay, dann also bis später, Leute! Das war 'ne echt krasse Action! Und liket weiter meine Videos! Tschaui!<<
Ora-Magnolia tippte auf den roten Kreis und beendete so das Video. Dann gab sie Carla das Handy. >>Jetzt kannst du das Video nachbearbeiten.<<
>>Ja, super! Das mache ich jetzt!<<
Nella fiel auf, dass Shun und Mitsuko fehlten. Wo waren sie bloß? Heirateten sie schon jetzt? das konnte doch nicht sein! Sie hatte sich das Datum auf der Karte genau gemerkt. Das war nicht heute! Aber wo waren sie dann? Trafen sie Vorbereitungen für die Hochzeit? Das war möglich. Oder sie besuchten Mitsukos Mutter Matsu.
Vidar und Amira-Parizad zeigten Stanisław, Gül und Amy ein Video, das sie aufgenommen hatten, als sie bei Carola-Lees Beerdigung gewesen waren. Nella und Malwin versuchten, mitzugucken. >>Carola-Lee<<, murmelte Malwin. >>Die tote Carola-Lee.<< Und nur Nella verstand, warum er das sagte. An hätte es auch verstanden, aber sie hörte es ja nicht.
Gül rieb sich die Augen. >>Ich kann das nicht mehr weitergucken. >>Wollen wir bei den Wettessen mitmachen, das Midori, Christabel, Laurina, Bert, Charlotte, Arvo, Natalie und Erik gerade machen, Stanko?<<
>>Ja!<<, sagte Stanisław. >>Leute, können wir mitmachen?<<
>>Ja, natürlich!<<, rief Christabel. >>wir brauchen noch viel mehr Leute, die mitmachen!<<
>>Leider ist ein Wettessen nicht sehr gesund<<, erklärte Midori. >>Aber solange man es nicht den ganzen Tag lang macht, kann es keinen wirklich großen Schaden anrichten und der Körper bleibt noch gesund. Wettessen sind trotzdem nicht natürlich und leider auch nicht empfehlenswert. Weil man aber Spaß daran hat, hat man davon noch einen Nutzen. Spaß ist nämlich wichtig.<<
>>Mir ist es ziemlich egal, ob das Wettessen gesund ist oder nicht. Es wäre aber nicht schlau, jetzt noch ein neues zu starten. Wir haben nämlich schon eine Stunde gefrühstückt<<, gab Gül nach einem Blick auf die Uhr zu bedenken.
>>Dann machen wir eben einen Brunch draus<<, sagte Christabel.
>>Gute Idee!<<, meinte Stanisław. >>Ich mache gerne bei dem Wettessen mit!<<
Christabel lächelte triumphierend. Dann schlug sie vor, mit dem Essen nach draußen zu gehen und eine Art Picknick-Brunch zu machen.<<
>>Auch sehr gute Idee! Das Wetter wird immer sommerlicher!<<, sagte Stanisław.
Gül räusperte sich und warf ihm einen fragenden Blick zu. Währenddessen trat sie sanft auf Christabels Fuß.
Stanisław verstand nicht und zog sich die Schuhe an.
Gül seufzte und tat es ihm gleich.
Als alle draußen waren, war Güls Gram verflogen und sie breitete die Picknickdecke auf einer kleinen Wiese aus. >>Los, packt das Essen aus!<<, rief sie fröhlich den anderen zu. Die meisten hatten damit übrigens schon begonnen. So auch Nella, die gerade von einer Fliege belästigt wurde. >>Weg! Weg!<<, schrie sie und versuchte, die Fliege zu verscheuchen. Die Fliege bekam es mit der Panik zu tun und flog auf eine Tasche neben Gül zu. Die fuchtelte wild mit den Armen und schlug nach dem armen Tier, doch ihre Hand traf in die Tasche, in der Rosinenbrötchen gelagert waren. Sie rollten heraus. Stanisław musste mehrmals niesen, denn er hatte ja eine Rosinenallergie.
>>Oh! Tut mir leid!<<, riefen Gül und Nella wie aus einem Mund. Stanisław wollte etwas sagen, aber er konnte nicht mehr aufhören zu niesen. Gül beäugte Nella böse, während Stanisławs verkrampfter Niesanfall immer heftiger wurde. Gül stellte sich neben ihn und Stanisław holte eine Packung Taschentücher aus seiner Hosentasche. Er hielt sich ein Taschentuch vor die Nase und nieste mehrmals hinein. Gül ging mit ihm weg. >>Du musst wissen, dass ich das nicht beabsichtigt habe. Das war Nella!<<, versicherte sie ihm.
>>Ja<<, sagte Stanisław knapp, dann nieste er wieder.
>>Ich glaube, wir müssen jetzt schleunigst zur Apotheke<<, riet Gül und kratzte sich am Kinn.
Stanisław machte wieder >>Ja<< und nieste weiter. Dann waren sie außer Sicht- und Hörweite.
Das war nicht ich, das war die Fliege!, versuchte sich Nella zu beruhigen.
>>Stanisławs Rosinenallergie ist sehr stark! Wenn er sie zu oft im Monat hat, besteht Lebensgefahr! Das war extrem unvorsichtig von dir!<<, behauptete Christabel. Sie schaute sie kritisch an.
>>Ich verstehe das nicht, Christabel!<<, sagte Nella. >>Stanisław ist doch längst mit Gül zusammen! Warum bist du immer noch eifersüchtig?<<
>>Weil Stanisław und Gül nicht zusammen bleiben werden! Sie sind einfach zu unterschiedlich!<<, erklärte Christabel.
Malwin war zum Brunch mitgekommen. Er hatte sich in den Schatten eines Baumes gesetzt und seine Augen sahen einfach durch die Umgebung hindurch.
>>Was ist los?<<, fragte ihn Nella.
>>Musst du mich jetzt aus meinen Gedanken reißen?<< Malwin klang plötzlich sehr sauer. An, die das gehört hatte, drehte sich zu ihm um.
>>Ich denke gerade an Carola-Lee, an die tote Carola-Lee! Du durftest mich gerade nicht stören! Ich habe sie gerade vor mir gesehen! Sie war vor mir! Sie war vor mir! Carola-Lee war vor mir! Als wäre sie real, hat sie vor mir gestanden! Begreifst du jetzt? Und durch dich ist sie wieder verschwunden, durch deine dämliche Frage!<< Malwin sprang auf und lief auf Nella zu.
>>Oh nein! Er hat einen Rückfall von Bosheit!<<, stellte Nella schnell fest.
>>Genau! Weil du mir Carola-Lee gestohlen hast! Du hast sie aus meinen Gedanken getötet!<<, rief Malwin in seinem Wahn. Er versuchte, sie von hinten zu würgen. Nella raffte ihre Schultern und zog ihr Kinn nach unten, schlug ihn nach hinten und sprang nach vorne, als er kurz losließ. Malwin krachte nach hinten gegen den Baum und verlor für kurze Zeit das Bewusstsein.
Nella hatte Durst. >>Hast du Apfelsaft?<<, fragte sie Amy. >>In der Kantine war der Apfelsaft schon leer, deshalb hab ich einen aus meinem Zimmer geholt, ich weiß aber nicht, ob der noch gut ist..<<, erklärte Amy und gab Nella eine kleine Flasche.
>>Egal, ich hab voll Durst.<< Nella trank die Flasche in einem Zug leer. >>Komisch, der schmeckt... Aaahhh! Äh, der schmeckt nicht nach Apfelsaft! Hat einen voll scharfen Nachgeschmack!<<, rief Nella.
>>Oh! Kein Wunder, das ist Ingwer-Antibiotikum! Sorry, Nella! Da hab ich wohl nicht so auf das Etikett geachtet, von der Farbe her sah es halt voll aus wie Apfelsaft. Ups, tut mir leid.<<, erklärte Amy und hielt Nella die leere Flasche mit dem Etikett hin. >>Na, zumindest ist das Gebräu gesund.<<, fügte Amy dann hinzu. Sie lachte nervös.
Nella nickte mit zusammengepressten Lippen. Schaaaaaaarf!!!, dachte sie.
Amy entfernte sich.
Gül und Stanisław kamen von der Apotheke zurück. Stanisław nieste immer noch.

>>Wir haben kein Mittel gefunden! Stanisław ist anscheinend der einzige auf der Welt, der eine Rosinenallergie hat<<, sagte Gül.
>>Ja<<, sagte Stanisław und nieste.
>>Vielleicht hilft euch das?<<, fragte Amy und hielt Stanisław eine Flasche mit Ingwer-Antibiotikum hin.
>>Ich glaube nicht, dass das hilft! Das sieht aus wie ein böser Zaubertrank, nicht wie ein offizielles Medikament!<<, sagte Gül.
Midori wendete ein: >>
Nasensprays oder Augentropfen mit Wirkstoffen wie Azelastin und Levocabastin sind bei akuten Beschwerden wie Fließschnupfen, Juckreiz oder tränenden Augen sinnvoll. Antihistaminika hemmen H1-Rezeptoren an den Schleimhautzellen und verhindern so, dass der entzündungsfördernde Botenstoff Histamin dort andockt.<<
>>Schön und gut, aber ist das auch bei Rosinenallergie gut?<<, fragte Gül.
>>Es tut mir sehr leid, dass ich diese Frage nicht beantworten kann<<, sagte Midori. >>Wahrscheinlich aber schon. Du kannst es aber trotzdem mit dem Antibiotikum von Amy versuchen. Es ist sehr gesund und wird nicht schaden können. Außerdem fördern Antibiotika das Immunsystem. Ingwer und Kurkuma sind sehr gut für den Körper.<<
>>Ich kenne schon 3 Fächer, die du studieren wirst<<, kicherte Gül. >>Medizin, Physik und Naturwissenschaften.<<
>>Stimmt! Ich interessiere mich wirklich dafür!<<, sagte Midori.
>>Also: Was sollen wir jetzt mit Stanisław machen?<<, fragte Gül.
>>Gib ihm erst mal das Antibiotikum. Habt ihr in der Apotheke wirklich nichts gutes gefunden?<< Midori nahm Amy das Ingwer-Antibiotikum aus der Hand und gab es Gül.
>>Achtung! Das Antibiotikum hat einen sehr scharfen Nachgeschmack!<<, warnte Nella.
>>Pfff! Du hast das Antibiotikum doch noch gar nicht probiert! Der Deckel ist noch zu!<<, sagte Gül. Sie streckte die Hand abwehrend aus.
Stanisław nieste weiter, während er aus der Flasche das Antibiotikum trank.
>>Ich glaube kaum, dass dieses komische Antibiotikum Stanisław weiterhilft<<, kommentierte Christabel.
>>Wir müssen es... Haaaa-tschi! versuchen, hatschi!<<, machte Stanisław und trank die Flasche niesend leer.
Gül legte ihm die Hand auf die Schulter. Ihr Gesichtsausdruck war sehr sorgenvoll.
Christabel fand das sehr verantwortungslos. >>Was stehst du da so untätig rum, du Hatschibratschi?<<
>>Ich und untätig? Na, was soll ich denn auch machen?<<
>>Vielleicht die Flasche auffangen, die dir Stanisław gerade zuwirft? Na bitte, sie ist auf dem Boden gelandet.<< Christabel verschränkte die Arme vor der Brust.
Gül beugte sich ungeschickt zu der Flasche und hob sie auf.
Stanisław nieste 20 Mal pausenlos hintereinander, dann hörte sein Niesanfall auf.
Gül sprang in die Luft, verlor die Balance und krachte nach hinten. Stanisław lachte und half ihr auf. Christabel machte einen Schritt nach hinten. Schließlich hatte sie sich einen ganzen Meter entfernt.
Nella fand die ganze Bande lustig. Die tollpatschige Gül, die wissenschaftliche Midori, die eifersüchtige und kritische Christabel und den netten Stanisław mit der Rosinenallergie. Stanisław war bei weitem nicht mehr so süß, wie er es einmal gewesen war, aber auch seine Nachteile hatten nachgelassen. Er stellte keine Fragen mehr und sprach nicht mehr so oft polnisch, aber er mied sie nicht mehr und sie hatte keinen Grund mehr, ihn oberschlau zu finden. Er war nur eben von intelligenter Natur. >>Okay, Leute, wollen wir jetzt das Wettessen machen?<<, fragte Nella.
>>Wettessen? Das Wettessen? Welches Wettessen? Natürlich nicht! Stanisław kann da ja nicht mitmachen!<<, sagte Christabel.
>>Außerdem ist es ja nicht gesund<<, erklärte Midori und trank einen Schluck Wasser aus einer Flasche.
>>Genau. Es hat nur Nachteile. Es ist nicht gesund und es ist schlecht für Stanisław<<, meinte Gül. Sie grinste schadenfroh.
>>Dann eben nicht. Ich dachte ja nur so<<, sagte Nella.
>>Übrigens, Nella<<, wandte sich Midori an sie, >>hättest du Interesse daran, in meine Band einzutreten? Wir würden dich gegen Roxana tauschen. Sie will eventuell austreten und einer anderen Band beitreten. Carla will nämlich eine Band eröffnen und Roxana will lieber da bei ihr sein als bei uns. Meine Band ist >Aphrodite<. Da machen noch Laurina und Christabel mit. Und ich natürlich. Willst du?<<
>>Ja, cool! Tretet ihr oft auf?<<
>>Mittel. Ungefähr ein- bis zweimal in der Woche.<<
>>Gut, ich mache mit.<<
>>Super! Ich sage das kurz Laurina und Christabel. Also nur Laurina. Christabel hat's ja schon gehört.<<
Laurina war einverstanden. Christabel auch.
>>Wir können heute schon einen Song schreiben, aber heute haben wir keinen Auftritt mehr. Hätte ich dir ja sonst auch schon gesagt<<, erklärte Midori. >>Normalerweise schreiben wir den Song immer zusammen, aber wenn du nicht mitschreiben willst, kannst du uns auch einfach sagen, ob du mit ihm einverstanden bist. Also wenn er fertig ist.<<
>>Ich schreibe natürlich mit.<<
>>Gut! Jetzt? Oder später?<<
>>Jetzt natürlich! Wir schreiben den Song jetzt!<<
>>Dann müssen wir ihn noch üben und morgen oder übermorgen treten wir auf. Kommt drauf an.<<
>>Wir können ja auch mal einen deutschen Song machen<<, schlug Christabel vor und schnappte sich einen Notizblock.
Midori holte ein paar Campingstühle und setzte sich neben Nella. >>Meistens schreiben wir die Songs sowieso auf Deutsch und übersetzen sie dann mit einer Übersetzungs-App auf dem Smartphone auf Englisch<<, flüsterte sie ihr zu. >>Verstehst du? Ist ein bisschen einfacher. Die anderen machen das wahrscheinlich nicht so.<<
>>Worum soll es in dem Songs denn so gehen?<<, fragte Christabel und klapperte mit ihrem Kuli.
>>Eine Beziehung<<, sagte Laurina. Sie holte einen einklappbaren Tisch und stellte ihn auf, damit Christabel besser schreiben konnte und die anderen sich mit den Ellbogen auf ihn stützen konnten.
>>Über deine mit Bert? Über die unbekannten von Nella? Über Christabels mit... Gül und Stanisław?<< Midori spielte an ihrer grün-goldenen Brille herum.
Laurina sah sich um. >>Über meine mit Bert. Nein, wir müssen schon nicht die nehmen. Wir können uns auch einfach eine ausdenken.<<
>>Gute Idee. Ich hab zurzeit sowieso keinen Freund<<, sagte Midori zufrieden.
>>Ja, immerhin eine bessere als meine jämmerliche mit >Gül< und Stanisław.<< Christabel verdrehte die Augen.
>>Mit wem bist du denn eigentlich?<<, fragte Laurina plötzlich Nella und klimperte an ihren goldenen Armbändern herum.
>>Offiziell mit Shun... Wie Carla.<<
Midori rückte ihre grün-goldene und Laurina ihre goldene Brille zurecht. >>Offiziell? Mit wem bist du denn inoffiziell?<<, fragte Laurina.
>>Außerdem ist Shun doch mit Mitsuko verheiratet, oder nicht?<<, warf Midori ein.
>>Er ist nur mit ihr verlobt, nicht aber verheiratet. Na ja, ich bin halt nur offiziell mit Shun zusammen, weil offiziell auch nur ich in ihn verliebt bin und ich es inoffiziell auch gar nicht mehr so richtig bin und so weiter. Ist halt sehr kompliziert.<<
Midori stützte den Kopf in die Hand. >>Ist dir aufgefallen, dass Shun und Mitsuko heute beide fehlen?<<
>>Ja, das ist mir aufgefallen. Aber die Hochzeit ist noch nicht heute.<<
>>Okay, genug gequasselt. Wir schreiben jetzt den Song<<, entschied Christabel.
Midori nickte. >>Stimmt. Wollten wir ja machen.<<
>>Gut. Also über welche Beziehung schreiben wir jetzt?<< Christabel kippelte mit ihrem Stuhl.
>>Na über die ausgedachte<<, sagte Midori.
>>Und wer von uns soll die Beziehung haben?<<, hakte Christabel nach.
>>Wir sind alle in einen Jungen verknallt!<<, rief Laurina.
>>Nella, bist du einverstanden?<< Midori legte den Kopf schief, wodurch sie noch schlauer aussah.
>>Ja. Aber wenn wir alle auf einen stehen, was passiert denn da noch?<<
>>Unsere Freundschaft explodiert<<, erklärte Midori. >>Oder, Laurina?<<
Laurina nickte so heftig, dass ihr aschblonder Pferdeschwanz wippte. >>Und wenn wir dann alle herausfinden, dass er total schnöselig ist, sind wir erst mal alle sauer, aber dann werden wir wieder Freunde und können nicht anders als darüber zu lachen.<<
>>Und welchen Jungen meinen wir mit dem Schnösel? Ist ein Junge das Beispiel von ihm?<<, wollte Midori wissen.
>>Ich hab mir das jetzt nur so ausgedacht. Bert ist natürlich kein Schnösel<<, versicherte Laurina.
>>Stanisław ist besser auch nicht das Vorbild<<, meinte Christabel und fummelte immer noch an ihrem Kuli herum.
>>Wir sitzen hier rum und es ist schon 2. Wir müssen uns schnellstens was ausdenken!<<, panikte Midori plötzlich.
>>Ja, gut, dann nehmen wir eben Bela. Von dem will in echt ja auch keiner von uns was. Und er ist schnöselig und eingebildet<<, beschloss Nella.
>>Sehr gut!<<, sagte Midori. >>Auf Bubi trifft das nicht zu. Ich kenne ihn. Er ist nich besonders schnöselig, nur eben nicht der hellste. Und überhaupt nicht besonders.<<
>>Okay. Dann starten wir jetzt. Wie fängt's an?<<, fragte Christabel ungeduldig.
Es fing an zu regnen. Nella, Midori, Christabel und Laurina zogen nach drinnen um. Die Brunch-Leute waren sowieso nicht mehr draußen.
>>Es kann ja auch mit Regen beginnen<<, sagte Laurina griesgrämig und schaute auf ihre teilweise nassen Haare herab.

Als der Song fertig geschrieben war und sie 2 mal geübt hatten, hallte die Melodie in Nellas Kopf noch leise nach, während sie in ihr Zimmer ging.
>>Ich sitze im Regen
Und Bela steht da
Mit Ahu-u-uva
Im Schlepptau
Bela fährt sich mit der Hand durch die Haaaare
Und lächelt sie an
Und ich sitze hier nur im Regen
Und komme nicht an ihn heran
Doch!
Er lächelt auch zu mir herab
Aber sein Herz lächelt nicht mit
Und er wendet sich wieder von mir ab
Und das alles nur wegen dieser Ahu-u-uva!
Igitt!
Und Stanisław steht da und schaut mich blöd an
Er geht zu Gül und ist mich los
Und Gül zieht ihn in ihren Bann
Och Mann!
Und Bert steht da und versteht mich nicht
Er geht zu Amy und sagt's ihr
Und ich verliere mein Gesicht
Och Mist!
Und Shun steht da und schaut ins Leere
Er geht zu Mitsuko und heiratet sie
Und gleich danach fliehen sie über die Meere
Och!
Und meine Freunde stehen da voller Eifersucht
Sie werden mich immer hassen
Und da ist vor mir eine tiefe Schlucht
Och, sie haben mich alle verlassen
Und ich sitze im Regen
Von allen verlassen
Weil ich nicht merke, dass Bela ein Schnösel ist
Und sie sitzt da im Norden und sie im Osten und sie im Westen
Und ich sitze im Süden
Wir tun so, als würden wir uns hassen
Und wären von aller Welt verlassen
Wir tun so, als würden wir Bela lieben
Und wären umgeben von drei anderen Dieben
Alles dumm und fake
So dumm und fake
Denn jetzt sitzen wir auf'm Sofa und essen Lavacake
Und wir können nur darüber lachen
Und alles zusammen machen
Denn wir sind ein Team
Christabel!
Laurina!
Nella!
Midori!
Wir sind
A-ma-te-rasu, Amaterasuuuuuu!
A-phro-di-te! Schon vergessen?
Oooops!
A-PHRO-DITE<<
Nella machte sich auf den Weg zu Amy. Sie traf im Flur auf sie. >>Hi Amy! Kann Aphrodite morgen noch spontan eingeplant werden? Du weißt über sowas doch immer bescheid.<<
>>Morgen wäre ein Platz frei... Oder heute. Heute gibt es Band-Mangel. Ihr könnt auch heute machen. Machst du da jetzt mit?<<
>>Ja, ich mach' da jetzt mit. Und Roxana macht da nicht mehr mit. Sie ist zu Carlas neuer Band gegangen.<<
>>Weiß ich doch schon.<<
Nella lief zu Midori und Co. >>Heute ist auch noch ein Platz frei! Wir können auch schon heute auftreten<<, erklärte sie.
>>Gut. Dann müssen wir jetzt noch mal üben, würde ich sagen. Mehr schaffen wir nicht. Dann müssen wir uns schon umziehen und schminken<<, sagte Midori.
>>Okay.<< Und Nella verschwand im Bad. Nach einer Weile kam sie zu den anderen, die sich auch schon umgezogen hatten. Sie übten noch einmal.
Zuerst sangen sie alle zusammen:

>>Ich sitze im Regen
Und Bela steht da
Mit Ahu-u-uva
Im Schlepptau
Bela fährt sich mit der Hand durch die Haaaare
Und lächelt sie an
Und ich sitze hier nur im Regen
Und komme nicht an ihn heran
Doch!
Er lächelt auch zu mir herab
Aber sein Herz lächelt nicht mit
Und er wendet sich wieder von mir ab
Und das alles nur wegen dieser Ahu-u-uva!
Igitt!<<

Dann sang Christabel mit kolumbianisch-spanischem Akzent ihren Teil:
>>Und Stanisław steht da und schaut mich blöd an
Er geht zu Gül und ist mich los
Und Gül zieht ihn in ihren Bann
Och Mann!<<

Nach ihr war Laurina mit ihrem Teil dran:
>>Und Bert steht da und versteht mich nicht
Er geht zu Amy und sagt's ihr
Und ich verliere mein Gesicht
Och Mist!<<

Nella machte weiter:
>>Und Shun steht da und schaut ins Leere
Er geht zu Mitsuko und heiratet sie
Und gleich danach fliehen sie über die Meere
Och!<<

Midori sang ihren Teil mit japanischen Akzent:
>>Und meine Freunde stehen da voller Eifersucht
Sie werden mich immer hassen
Und da ist vor mir eine tiefe Schlucht
Och, sie haben mich alle verlassen!<<

Dann sangen sie wieder alle gemeinsam:
>>Und ich sitze im Regen
Von allen verlassen
Weil ich nicht merke, dass Bela ein Schnösel ist
Und sie sitzt da im Norden und sie im Osten und sie im Westen
Und ich sitze im Süden
Wir tun so, als würden wir uns hassen
Und wären von aller Welt verlassen
Wir tun so, als würden wir Bela lieben
Und wären umgeben von drei anderen Dieben
Alles dumm und fake
So dumm und fake
Denn jetzt sitzen wir auf'm Sofa und essen Lavacake
Und wir können nur darüber lachen
Und alles zusammen machen
Denn wir sind ein Team!<<

Dann sangen sie alle ihren jeweiligen Namen. Zuerst Christabel, dann Laurina, dann Nella und zum Schluss Midori. Danach sangen sie zusammen:
>>Wir sind<<
Midori sang dann voller (gespielter) Inbrunst und Überzeugung:
>>A-ma-te-rasu, Amaterasuuuuuu!<<,

woraufhin die anderen sie korrigierten:

>>A-phro-di-te! Schon vergessen?<<

Midori sang dann noch mal:

>>Ooops!<<
Dann sangen sie zusammen:
>>A-PHRO-DITE!<<
Das machten sie auch auf der Bühne so.

Als sie fertig waren, zog sich Nella um. Auf der Bühne hatte sie das Set von der Disko vor ein paar tagen getragen.
Nella konnte sich noch gut erinnern, dass Malwin am lautesten geklatscht hatte. Seit seiner Besserung war das ja nicht verwunderlich.

Nella ging ins Bett.

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14: Abend-Telefonate

Während Nella das Frühstück aß, beriet sich Gül mit Midori. >>Gut, ich hab dieses Haus jetzt gekauft! Danke für deinen Viertelanteil, ...